Meskalin

Meskalin bzw. Mescalin ist eine sowohl halluzinogene als auch psychedelisch wirksame Substanz und findet sich in dem Peyote-Kaktus sowie in vielen weiteren mittel- und südamerikanischen Kakteenarten. Sie spielen eine bedeutende Rolle in der schamanischen Kultur. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Alkaloid aus der Gruppe der Phenethylamine. Die Effekte ähneln denen von Psilocybin, LSD und DMT. Andere Bezeichnungen für Meskalin sind zudem „Peyote“, „Knöpfe“ und „Buttons“.

Substanz

Hauptsächlich findet man Meskalin in Kakteen, z.B. in dem Peyote-Kaktus (Lophophora williamsii), welcher klein und rundlich ist, im Peruanischen Stangenkaktus, der wiederum länglich erscheint und im San Pedro (Echinopsis pachanoi), der dem Stangenkaktus rein äußerlich ähnelt. Zudem gibt es (halb)synthetisch hergestelltes Meskalin, das allerdings in Pulver- oder Kapselform zum Verkauf steht.

NameWirkstoffgehalt (getrocknet)
Peyote-Kaktus1 bis 7 %
San-Pedro-Kaktus0,1 %
Peruanischer Stangenkaktus0,8 %
(Halb)synthetisches Meskalin (Pulver, Kapsel)stark schwankender Wirkstoffgehalt

Sowohl mittels Extraktion aus den jeweiligen Kakteen als auch synthetisch kann Meskalin gewonnen bzw. hergestellt werden.

Arten von Meskalinkakteen

Obwohl es eine ganze Reihe von alkaloidhaltigen Kakteen gibt, wird hier nur auf diejenigen Kakteen eingegangen, die Meskalin als Hauptwirkstoff aufweisen.

Peyote

Der Peyote rankt an erster Stelle was die aktive Alkaloidkonzentration mit Werten zwischen 1 bis 7 % (trocken) betrifft. Beim Peyote handelt es sich wohl um den am bekanntesten meskalinhaltigen Kaktus, der auch unter dem lateinischen Begriff Lophophora williamsii geführt wird. Der Kaktus hat eine knopfartige Erscheinung und wächst relativ langsam. Seine Farbe kann man als grünlich-blau bzw. graublau bezeichnen. Wo andere Kakteen Stacheln besitzen, weist der Peyote wolle-ähnliche Büschel auf, die aus über den Kaktus verteilte Aureolen sprießen. Er blüht meistens mit einer einzelnen, oftmals aber auch mit mehreren Blüten, die rosa Blätter besitzen. Diese besitzen hellgelbe Staubbeutel; in diesen befinden sich die Pollen. Zwischen März und Mai sind diese Blüten am Peyote zu finden. Von Zentral-Mexiko bis nach Nord-Texas wächst der Peyote. Die indigenen Völker verwenden diesen seit der vorkolumbianischen Ära.

San Pedro

Im Gegensatz zum Peyote-Kaktus wächst der San Pedro bzw. Trichocereus pachinoi (Echinopsis pachinoi) sehr schnell. Seine Erscheinung ist säulenartig. Entlang der Aureole mit Clustern wachsen kleine Stacheln; 7 bis 9 Rippen breiten sich dort aus. Der San Pedro kann bis zu vier Meter hoch werden und eine große Menge an Meskalin produzieren. Er blüht ausschließlich nachts und zeigt (Essteller)-große, weiße Blüten. Zunächst erscheinen Blütenhülsen auf den Stielen; einige Nächte später, brechen diese Blüten auf, bevor sie sich nach wiederum zwei Nächten in den Fruchtkörper zurückbilden. Die Vermehrung erfolgt durch Samen; aus umgestürzten San Pedro-Säulen können sogar neue Pflanzen sprießen.

Peruanischer Stangenkaktus

Der Peruanische Stangenkaktus oder Trichocereus peruvianis weist lange, sehr scharfe Stacheln auf, die von der Basis bis zu seiner Spitze verblassen. Sein Wachstum ist ähnlich dem San Pedro Kaktus; unter gleichen Bedingungen ist dieser ebenfalls sehr schnell wachsend; allerdings unterscheiden sich die beiden stark in ihren Effekten, die beim Stangenkaktus deutlich intensiver auftreten. Er hat zudem einen größeren Umfang; sein Fleisch ist grau-grün.

Konsum

Der Konsum von Meskalin kann auf unterschiedlichste Weise erfolgen. Die Kakteen werden oftmals in dünne Scheiben geschnitten und anschließend – sei es getrocknet oder frisch – vorzugsweise auf nüchternen Magen gegessen oder auch zu einem Tee verarbeitet. Beim San-Pedro-Kaktus wird häufig die getrocknete Rinde zu einem Pulver gemahlen da dieser ansonsten überaus bitter schmeckt. Da eine psychedelische Wirkung beim Rauchen der Kakteen viel schwächer ausfällt und es zudem stark im Hals kratzt, ist Rauchen als Konsumform nicht üblich.

Wirkung

Die Wirkung von Meskalin hängt nicht nur von der Art der Substanz bzw. dem verwendeten Kaktus ab sondern unter anderem auch von der Höhe der Dosis, den Gewöhnungseffekten und nicht zuletzt von Set (psychische und körperliche Voraussetzungen des Konsumenten) und Setting (Umfeld).

Wirkungseintritt und Dauer

Der Wirkungseintritt bei Einnahme von Meskalin liegt bei etwa 1 bis 2 Stunden. Ein Rausch hält etwa 5 bis 8 Stunden an; andere Quellen sprechen sogar von 6 bis 9 Stunden, wobei Nachwirkungen bis zu 12 Stunden wahrgenommen werden können.[1] Die maximale Wirkung setzt nach etwa 3 Stunden ein. Beim (halb)synthetischen Meskalin in Pulverform kann mit einem Wirkungseintritt nach bereits 45 bis 60 Minuten gerechnet werden.

Dosierung und Nachweiszeit

Der Wirkstoffgehalt ist abhängig von Alter, Zucht- bzw. Wachstumsort der Kakteen und schwankt stark. Eine psychedelisch wirkende Dosis der Substanz liegt bei ca.  200 – 400 mg bzw. 3 – 5 mg / kg Körpergewicht. Dies bedeutet, dass eine halluzinogene Wirkung bei getrocknetem Peyote-Kaktus bei etwa 20 – 35 g einsetzt. Beim Peruanischen Stangenkaktus (getrocknet) entspricht dies 30 – 45 g; beim zu Pulver verarbeiteten San-Pedro-Kaktus 8 – 10 g.

Nach der letzten Einnahme kann Meskalin etwa 12 Stunden im Blut und 1 bis 4 Tage im Urin nachgewiesen werden.

Wirkspektrum

Konsumenten von Meskalin berichten von einem psychedelisch-visionären, oft ekstatischem und von Glücksgefühlen begleiteten Zustand. Sie sprechen zudem häufig von halluzinatorischen Visionen, Traumbildern, einer Veränderung des Ich-Empfindens bzw. von Gefühlen der Ich-Auflösung und starker Euphorie. Der Konsum von Meskalin geht außerdem grundsätzlich mit einer zeitlichen und räumlichen sowie subjektiv stärkeren Wahrnehmung, mit allen Sinnen, wie beispielsweise intensives Farbensehen einher; nicht selten kommt es zu Synästhesien.

Übelkeit und teilweise Erbrechen treten häufig auf, noch bevor die psychedelische Wirkung einsetzt, der bittere Geschmack wird dafür verantwortlich gemacht. Hyperaktivität, innere Unruhe und erhöhter Pulsschlag sind typische Anzeichen für einen Meskalinrausch. Mundtrockenheit, erhöhter Speichelfluss, Vergrößerung der Pupillen sowie eine Veränderung der Körpertemperatur sind außerdem typische Kurzzeitnebenwirkungen. Es tritt oft verringertes Hungergefühl während des Rausches auf bzw. bei Abklingen der Wirkung wird von Heißhunger auf Süßigkeiten berichtet. Kopfschmerzen tagsdarauf sowie Angst, Horrortrips und Panikzustände sind keine seltenen Symptome beim Konsum von Meskalin.

Risiken

Auch bei einmaligem Konsum können substanzinduzierte Psychosen[2] oder fortbestehende Wahrnehmungsstörungen[3] ausgelöst werden. Auch von sogenannten „Horrortrips“ wurde berichtet. Diese reduzieren sich allerdings stark, wenn Set (mentale und körperliche Verfassung des Users) und Setting (Umgebung des Users) beachtet werden.[4]

Eine retrospektive Querschnittsstudie aus dem Jahr 2013 in den USA untersuchte einen statistischen Zusammenhang zwischen ärztlicher Behandlung innerhalb des vergangenen Jahres wegen psychischer oder psychiatrischer Probleme und mindestens einmaliger Einnahme von Meskalin während des gesamten Lebens. Es konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass eine mindestens einmalige Einnahme von Meskalin während des Lebens kein unabhängiger Risikofaktor für psychische Probleme im vergangenen Jahr sei.[5]

Mischkonsum

Findet ein Mischkonsum von Meskalin mit anderen Drogen statt, können starke, teils verheerende Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen werden. Die dadurch auftretenden Risiken sind viel höher einzuschätzen als beim Monokonsum. Die einzelnen Wirkungen der Substanzen können verstärkt aber auch geschwächt werden. Die Effekte sind unberechenbar; es können völlig unerwartete Wirkungen auftreten. Auch der Zeitpunkt des Eintritts der unterschiedlichen Substanzen kann zu verschiedenen Zeiten erfolgen und unterschiedlich lange anhalten; Wechselwirkungen treten so möglicherweise zeitverzögert auf.

Meskalin + Alkohol

Übelkeit und Erbrechen sind bekannte Effekte bei der Kombination von Meskalin und Alkohol.

Meskalin + Halluzinogene

Die Wirkungen sind beim Mischkonsum von Meskalin und Halluzinogenen (z.B. Cannabis, LSD, Mushrooms) völlig unberechenbar. Halluzinogene Effekte überlagern sich möglicherweise gegenseitig oder werden dadurch sogar noch intensiviert. Es gilt ein erhöhtes Risiko für Angstzustände und sogenannte Horrortrips.

Meskalin + MAO-Hemmer

Ein besonderes Risiko besteht in der Kombination von Meskalin mit MAO-Hemmern. Wird Meskalin gemeinsam mit MAO-Hemmern konsumiert, bedeutet dies eine sehr starke Belastung für den Kreislauf. Eine Verstärkung und/oder eine Verlängerung der Wirkung ist durchaus möglich; dies in einem erheblichen und unvorhersehbaren Maße. Es besteht ein unkalkulierbares Risiko. Bei gleichzeitiger Einnahme kann es sogar zu einem lebensbedrohlichen Serotoninsyndrom kommen. Diese sogenannten MAO-Hemmer finden sich z.B. in einigen Antidepressiva, dem Johanniskraut, der Passionsblume und der Muskatnuss.[6][7][8][9][10]

Meskalin-Abhängigkeit

Laut einigen Internetquellen soll Meskalin, auch bei wiederholtem Konsum, keine Sucht auslösen. Man spricht von der sogenannten Anti-Sucht-Funktion: nach einem vier oder fünf Tage langen Gebrauch von Meskalin verliert die Substanz einfach seine Wirkung. Eine Toleranz kann jedoch entstehen.

Geschichte

Im Jahre 1888 finden sich Aufzeichnungen von Louis Lewin über Peyote. Dieser extrahierte und untersuchte diesen nach ihm benannten Kaktus „Anhalonium Lewinii“ (Lophophora williamsii). Die erste Totalsynthese und Strukturaufklärung gelang allerdings im Jahr 1919 durch Ernst Späth.

In der Drogenszene der 1960er Jahre war Meskalin (neben LSD) als Rauschmittel weit verbreitet.

Rechtslage

Viele Psychotherapeuten und Forscher wandten sich in den 1950er und 1960er Jahren der Erforschung von Meskalin zu, damals war die Substanz noch legal. Im Jahr 1967 wurde es mit der Vierten Betäubungsmittel-Gleichstellungsverordnung in Deutschland illegalisiert und den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften des Opiumgesetzes unterstellt. Eine weltweite Illegalisierung erfolgte 1971 durch die UN-Konvention über psychotrope Substanzen.

In Österreich und Deutschland sind lebende meskalinhaltige Kakteen, z.B. Lophophora williamsii oder Kakteen der Kakteengattung Echinopsis (früher Trichocereus) nicht im Suchtmittel- bzw. Betäubungsmittelgesetz angeführt. Das bedeutet, dass der Handel und Besitz zu botanischen Zwecken erlaubt ist. Der Handel und Besitz von zubereiteten Pflanzenteilen aus Gründen der Rauschmittelverwendung ist aufgrund des darin enthaltenen Meskalins allerdings illegal – der Umgang ohne spezielle Erlaubnis ist daher strafbar.

Weblinks

Einzelnachweise

[1] K. D. Charalampous, K. E. Walker, John Kinross-Wright: Metabolic fate of mescaline in man. In: Psychopharmacologia. 9, 1966, S. 48–63.

[2] Jan Dirk Blom: A Dictionary of Hallucinations, Springer Science & Business Media 2009, ISBN 1-44191223-1, S. 208.

[3] J. H. Halpern, H. G. Pope: Hallucinogen persisting perception disorder: what do we know after 50 years? In: Drug and alcohol dependence. Band 69, Nummer 2, März 2003, S. 109–119.

[4]  Richard Bunce: Social and political sources of drug effects: The case of bad trips on psychedelics. (Memento vom 20. Oktober 2002 im Internet Archive) In: E. Zinberg, W. M. Harding: Control Over Intoxicant Use: Pharmacological, Psychological, and Social Considerations. In: Human Sciences Press. 1982, S. 105–125.

[5] Teri S. Krebs, Pål-Ørjan Johansen, Lin Lu: Psychedelics and Mental Health: A Population Study. In: PLoS ONE. 8, 2013, S. e63972, doi:10.1371/journal.pone.0063972.

[6] F. Sjöqvist: Psychotropic drugs (2): Interaction between monoamine oxidase (MAO) inhibitors and other substances. In: Proceedings of the Royal Society of Medicine. Band 58, Nummer 11 Part 2, November 1965, S. 967–978.

[7] M. G. Livingston, H. M. Livingston: Monoamine oxidase inhibitors: An update on drug interactions. In: Drug safety. Band 14, Nummer 4, April 1996, S. 219–227..

[8] J. P. Finberg: Update on the pharmacology of selective inhibitors of MAO-A and MAO-B: focus on modulation of CNS monoamine neurotransmitter release. In: Pharmacology & therapeutics. Band 143, Nummer 2, August 2014, S. 133–152, doi:10.1016/j.pharmthera.2014.02.010, PMID 24607445 (Review).

[9] D. I. Brierley, C. Davidson: Developments in harmine pharmacology: implications for ayahuasca use and drug-dependence treatment. In: Progress in neuro-psychopharmacology & biological psychiatry. Band 39, Nummer 2, Dezember 2012, S. 263–272.

[10] R. S. Gable: Risk assessment of ritual use of oral dimethyltryptamine (DMT) and harmala alkaloids. In: Addiction. Band 102, Nummer 1, Januar 2007, S. 24–34, doi:10.1111/j.1360-0443.2006.01652.x, PMID 17207120 (Review).